Piercings am Ohr sind angesagt!
Kein anderer Körperteil kann so individuell und auf verschiedene Arten gepierct werden, wie unsere Ohren. Der Trend geht eindeutig zu mehreren Ohr Piercings - am besten aufeinander abgestimmt, wie beim angesagten Curated Ear.
Wieso nur ein Piercing, wenn du mehrere haben kannst? Je mehr, desto besser!
Angefangen hat alles mit normalen Ohrlöchern im Ohrläppchen und über die letzten Jahre haben sich viele neue Varianten im Bereich der Ohrpiercings etabliert. Das klassische Helix Piercing - also ein Stichkanal weiter oben am Ohr - ist hierbei das Beliebteste und am häufigsten gestochene neue 'Ohrloch'.
Bevor man sein erstes Piercing bekommt, haben die meisten schon lange normale Ohrringe geschossen bekommen, kennen den dazugehörigen Heilungsprozess und erwarten einen ähnlichen Verlauf bei der Heilung ihres neuen Piercings.
Piercings im Knorpelbereich haben eine längere Heilungsdauer
Die meisten Piercings am Ohr werden jedoch im Knorpelbereich gestochen und nicht nur durch das weiche Fettgewebe im Ohrläppchen. Der Stichkanal, der ausgeheilt werden muss, geht also auch durch das elastische Knorpelgewebe am Ohr und dies sorgt dafür, dass die Heilung etwas anders und für den Körper aufwendiger abläuft. Wieso? Knorpel ist gefäßfrei und deswegen sehr schlecht zu versorgen.
Man braucht also etwas Geduld bei der Heilung seines neuen Ohrpiercings. Zwischen 3 und 6 Monate muss man einrechnen, in manchen Fällen kann es auch bis zu 12 Monaten dauern, bis das Piercing komplett abgeheilt ist. Das ist nicht schlimm und kann passieren, obwohl man die Pflege ernst nimmt und sich gut um den neuen Stichkanal kümmert.
Worauf sollte ich bei der Heilung achten?
Keine Sauna, Solarium und Schwimmbadbesuche in den ersten 4 - 6 Wochen
Kein Shampoo oder andere Pflegeprodukte an das frische Piercing kommen lassen
Zu Beginn einen Zopf tragen, damit die Haare sich nicht im Schmuck verfangen
Kein Haarspray oder Trockenshampoo auf die gepiercte Stelle kommen lassen
Beim (ab)schminken darauf achten, dass man nicht an das Piercing kommt
Beim Kämmen vorsichtig sein
Im ersten Monat wöchentlich den Kopfkissenbezug tauschen
Kein Bade- oder Tauch/Schnorchelurlaub in den ersten 6 Wochen
Vermeiden einen 'Handtuchturban' nach dem Haare waschen zu tragen
Große Kopfhörer (teilweise auch In Ear Kopfhörer) sollten gemieden werden
Mützen, Hüte, Perrücken etc bitte ebenfalls meiden, so diese das Ohr berühren
Berühren des Piercings in den ersten Wochen (wenn) nur mit sauberen Händen
Keine fremden Körperflußigkeiten an den frischen Stichkanal kommen lassen
Um den Winkel des Piercings nicht negativ zu beeinflussen, nicht darauf schlafen
Den Schmuck nicht entfernen oder bewegen - auch nicht zum säubern
Zu frühes wechseln des Schmucks
Nicht überpflegen, 2 mal täglich sanft reinigen reicht aus
Kein Octenisept zur Pflege im Knorpelbereich verwenden!
Geduld haben. Geduld haben. Und dann nochmal etwas Geduld haben
Lass dich nicht von der Länge der Liste abschrecken! Denn eigentlich stehen dort nur Sachen drauf, die du nicht machen sollst. Oft wird der Fehler gemacht, dass man sich zuviel um das neue Piercing kümmert, weil man ihm besonders viel Aufmerksamkeit und Pflege zukommen lassen mag, damit es schneller heilt.
Überpflegen stört die Heilung
Wer es zu gut mit der Pflege meint, erreicht leider häufig das Gegenteil. Es gibt kein Pflegemittel der Welt, dass die Arbeit deines Körpers erledigt, aber man kann ihn dabei unterstützen. Stell dir vor, du möchtest ein Abendessen kochen. Die ideale Voraussetzung dafür, dass es ein gutes Essen wird ist eine gut eingerichtete Küche, alle Zutaten und genug Zeit, um alles zu verarbeiten. Wenn dir nun alle paar Minuten jemand dazwischenfunkt und dein Messer weg nimmt oder Zutaten auf den Boden wirft, wird das Dinner eventuell nicht so gut schmecken, wie wenn du deine Ruhe bei der Zubereitung gehabt hättest. Ähnlich kann man es sich bei der Heilung eines Piercings vorstellen. Dein Körper weiß, was zu tun ist und du unterstützt ihn am besten damit, dass du ihn nicht störst und dafür sorgst, dass das Piercing frei von Kruste und Belastung ist.
Der richtige Schmuck ist ausschlaggebend für die Heilung
Neben der richtigen Pflege ist es außerdem wichtig ein passendes Schmuckstück als Ersteinsatz zu bekommen. Worauf ist dabei zu achten?
Mittlerweile gibt es so viel schönen Piercing Schmuck, der auch zum Ersteinsatz geeignet ist, dass man die volle Auswahl hat aus einfachen Kugeln ohne Schnickschnack, über kleinste Formen und einfachen Glitzersteinen bis hin zu opulenten Aufsätzen mit mehreren Swarovski Zirkonia oder Luxus Piercing Schmuck mit Diamanten.
Egal wofür das eigene Herz schlägt, folgende Punkte sollten beim Erstschmuck für ein frisches Piercing beachtet werden:
Verträgliches Material, auf das man nicht reagiert. Der Schmuck kommt direkt mit dem Blutkreislauf in Berührung und wird in den Körper eingesetzt. Entsprechend sicher sollte er sein. Biokompatibles Titan ist das am weitesten verbreitete Material hierfür, aber auch nickelfreies Gold oder Niobium sind geeignet. Der in Drogerien und Accessoires Läden angebotene Chirurgenstahl ist nicht zum Ersteinsatz geeignet,
Ein passender Aufsatz, der nicht zu groß oder zu klein ist und das säubern nicht erschwert oder sogar verhindert.
Gut verarbeiteter Schmuck. Je hochweritiger der Schmuck, desto besser kann das Piercing abheilen. Ganz wichtig: Wir meinen hiermit nicht, dass du 18 Karat Gold einsetzen musst, um ein gut heilendes Piercing zu bekommen! Eine einfache Kugel aus Titan ist perfekt. Aber sowohl diese - als auch der dazugehörige Stecker - sollten aus Titan, welches zum Verbleib im Körper gemacht wurde, sein und bündig mit der Rückseite abschließen.
Extralänge ist zu Beginn ebenfalls wichtig. Das frisch eingesetzte Schmuckstück sollte ein wenig(!) zu lang sein, da mit einer kleinen Schwellung zu rechnen ist. Diese muss ausgeglichen werden, da sonst der Piercing Stecker zu eng sitzt und Probleme verursacht. Dieser sollte nach etwa 6 - 10 Wochen, wenn die Schwellung zurückgegangen ist, zu einem passenden Stecker getauscht werden.
Fast immer sind Stecker für eine Abheilung besser geeignet als Ringe. Da Ringe rund sind, sitzen diese nicht 'gerade' im Stichkanal und drücken an den Ein- bzw. Austrittsstellen auf den Stichkanal, was ein Garant für Probleme bei der Heilung ist. Dieses Problem könnte man natürlich mit einer Anpassung der Ringgröße lösen, jedoch ist dies optisch in der Regel nicht ansprechend und führt dazu, dass durch den großen Ring mehr Bewegung auf dem Stichkanal ist. Dies führt wiederrum ebenfalls zu Problemen bei der Heilung.
Am besten lässt man sich in einem Piercingstudio beraten und vertraut der Meinung der Piercer_in, wenn diese von einem Schmuckstück als Ersteinsatz abrät.
Äußere Einflüsse und gutes Timing
Bevor man sich piercen lässt, sollte man sich überlegen, ob man in den darauffolgenden Wochen etwa einen Badeurlaub geplant hat, eine anstrengende Prüfungsphase durchläuft oder man einen Tag später für ein langes Wochenende im Zelt auf einem Festival schläft.
Wenig Schlaf, viel Alkohol (oder Drogen), Stress, ungenügende persönliche Hygiene, extreme Temperaturschwankungen und schlechte Ernährung wirken sich allesamt negativ auf die Heilung eines Piercings aus. Alles, was den Körper belastet, belastet gleichzeitig auch den Heilungsprozess. Das bedeutet nicht, dass das Piercing nicht abheilt. Aber es kann etwas länger dauern oder die normalen leichten Irritationen, die bei einer Heilung auftreten, verstärken. Dies kann unsicher machen und dann beginnt man, sich Sorgen zu machen, was im schlechtesten Falle zu einer Überpflegung führt, die dann wiederrum Probleme veursachen kann. Womit man im Verlauf der Heilung rechnen muss:
Leichte Rötung um die Einstichstellen
Leichte Schwellung um den Stichkanal
Austreten von Wundflüssigkeit
Leichte Verkrustung um den Stichkanal - diese sollte sanft entfernt werden
Eventuelles Nachbluten in den ersten 8 Tagen
Leichtes brennen oder empfindlich sein der gepiercten Stelle
Schwankungen- mal fühlt es sich besser an, mal etwas schlechter
Leichtes Jucken
Im Idealfall bekommt man nach dem piercen eine schriftliche Pflegeanleitung mit, die individuell vom Studio zusammengestellt wurde. Einem guten Piercingstudio sollte es nicht nur wichtig sein, dass du im Moment direkt nach dem piercen glücklich bist, sondern auch in 6 oder 12 Wochen noch begeistert bist, weil dein Piercing gut abgeheilt ist und der Schmuck noch schön aussieht.
Außerdem sollte das Studio immer bereit sein, sich Zeit für deine Fragen zu nehmen - fühlt man sich nicht gut aufgehoben, kann man auch jederzeit in ein anderes Piercingstudio gehen und sich eine zweite Meinung einholen. Eines sollte nur immer klar sein: Jeder Körper ist individuell und kann anders reagieren. Vergleiche mit deinen Freund_innen bringen häufig nur Unsicherheit.
Geduld, Geduld, Geduld
Ein Piercing heilt von außen nach innen. Dadurch sehen die Einstichstellen bzw der Ein- und Ausgang des Stichkanals schon wesentlich früher gesund aus, als es in der Mitte des Stichkanals der Fall ist. Der Knorpelbereich wird schlecht versorgt, weshalb wir dem Körper dort Zeit geben müssen, um zu heilen.
Das gute Aussehen und der Fakt, dass das Piercing im täglichen Umgang nicht mehr weh tut verleitet leider viele, den Schmuck schon zu früh zu tauschen. Dies kann zu Problemen führen, die einen weit nach hinten zurückwerfen in der Heilung und am Ende muss man noch länger auf den ersehnten kleinen Ring im Helix Piercing warten, als man hätte warten müssen, wenn man direkt die mindestens 3 Monate gewartet hätte.
Man belohnt sich also immer selbst, wenn man etwas mehr Wartezeit in Kauf nimmt und wirklich erst tauscht, wenn die Heilung abgeschlossen ist. Auch wenn dies bis zu 12 Monaten dauert.
Wir wünschen in jedem Fall immer happy healing und nicht vergessen: Geduld ist der Schlüssel zu einem glücklichen Piercing.
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